Die Karte

Jeder Student lernt im Fach Kartografie als erstes die Definition Karte.

Eine Karte ist ein verkleinertes, verebnetes Abbild der Erdoberfläche mit einer maßstabgerechten Grundrissdarstellung. Entsprechend der Verkleinerung ist die Karte eine übersichtliche Darstellung der Flächen und geographischen Erscheinungen durch Generalisierung, Symbole und Beschriftung.

Der Begriff der Karte kommt aus dem Griechischen "carta" und bedeutet Urkunde, Brief.
Wie bereits zu Beginn erwähnt soll die Karte flächen- oder winkeltreu (längentreu nur in Sonderfällen) sein. Alle drei Merkmale zugleich gehen aus bereits erörterten Gründen nicht. Sie sollte genau und möglichst vollständig sein. Der Nutzer möchte eine klare und verständliche Karte im Gelände haben um nicht in die Irre zu laufen. Sie sollte übersichtlich und auch für den Anfänger der Kartenkunde leicht lesbar sein. Der obere Kartenrand zeigt immer nach "Norden". Oben bedeutet, wir haben die Karte vor uns liegen und können alle Bezeichnungen lesen. Oben ist dann Norden, rechts ist Osten, unten ist Süden und links ist dann Westen.
Alle Ortsbezeichnungen verlaufen von West nach Ost, alle Flüsse sind in der Richtung bezeichnet, in die sie fließen. Alle Höhenlinien sind so markiert, dass sie zum Gipfel zeigen.

Wir unterscheiden zwei große Arten von Kartentypen: die Thematische und die Topografische Karte. Eine Topografische Karte erfasst die Ortsbeschreibung mit der Darstellung von bestimmten Objekten (Gewässer, Vegetation, Relief, Verkehrsnetz, Siedlungsstruktur). Sie dient dem Zweck der allgemeinen Lageorientierung und wird maßgeblich vom Maßstab beeinflusst. Sie gliedert sich in:

  • Kartenrand (Legende, Maßstab, Herausgeber, Kartenname, usw.)
  • Kartenrahmen (Angabe der Koordinatensysteme)
  • Ein Kartenmaßstab ist nichts anderes als eine numerische Verhältniszahl. Dieser gibt das Verhältnis zwischen einer Strecke auf der Karte und der entsprechenden Strecke im Gelände wieder. 1 cm in der Karte bedeutet je nach Maßstab eine unterschiedliche große Strecke in der Natur.

Beispiel:
Ich möchte mit meinen Freunden oder mit meiner Familie Wandern gehen oder bin auf einer mehrtägigen Tour. Ich kaufe mir im Landkartenhaus oder im guten Buchladen eine topografische Karte für das entsprechende Gebiet. Nehmen wir an, ich kaufe mir eine Karte mit dem Maßstab 1:25.000.
Das bedeutet, 1 cm auf der Karte entsprechen 25.000 cm in der Natur. Mit meinem Kartenmesser bestimme ich auf der Landkarte eine Strecke von 25,0 cm, im Gelände sind das 25 x 25.000 cm, und das sind nun mal 625.000 cm oder auch 6,25 km.

Maßstab

cm auf der Karte

cm in der Natur

km in der Natur

1:25.000

1

25.000

0,25

1:50.000

1

50.000

0,50

1:100.000

1

100.000

1,00

1:200.000

1

200.000

2,00

1:500.000

1

500.000

5,00

1:1.000.000

1

1.000.000

10,00


oder auch:

Maßstab

cm auf der Karte

cm in der Natur

km in der Natur

1:25.000

25

625.000

6,25

1:50.000

25

1.250.000

12,50

1:100.000

25

2.500.000

25,00

1:200.000

25

5.000.000

50,00

1:500.000

25

12.500.000

125,00

1:1.000.000

25

25.000.000

250,00



Doch wie messe ich eine Strecke auf der Landkarte?

Bei K&R gibt es mechanische Kartenmesser in Metall- oder in Kunststoffausführung. Mit und ohne Stiel. Und das Wichtigste: hochpräzise und jeder mit den gängigsten Maßstäben ausgestattet.

Praxistipp:
Nehme ich einen handlichen mechanischen Kartenmesser, so muss ich nur den Kartenmaßstab am Gerät einstellen, den Zeiger auf "NULL" drehen und den Weg mit dem Rädchen auf der Karte abfahren. Am Ende zeigt mir der Kartenmesser das Ergebnis schon in Kilometer an. Ohne Berechnung. Besonders im Gelände ist das sehr handlich. Es gibt auch digitale Geräte. Doch was tun, wenn gerade jetzt die Batterie den Geist aufgibt? Es ist wie mit einem Kugelschreiber im Winter. Wenn es drinnen schön warm ist funktioniert er einwandfrei, doch schon mal bei minus 15 Grad versucht mit einem Kugelschreiber im Freien zu schreiben? Das klappt nicht immer.

Wir unterscheiden zwischen einem großen und einen kleinen Maßstab.



1:25:000 ist ein großer Maßstab
1:1.000.000 ist ein kleiner Maßstab


Hier ist es wie in der Mathematik. 1:25:000 als Zahl ist größer als 1:1.000.000. Je größer der Maßstab, desto mehr Details können wir auf unserer Karte erkennen. Ich bevorzuge zum Wandern eine Topografische Karte mit 1:25:000. Hier kann ich auch noch Schneisen und Fußwege erkennen, Feld und Wanderwege sind ebenso eingezeichnet. Und wenn die Karte auch noch aktuell ist, dann stehe ich Nachts nicht mitten auf einer Lichtung. Sie hat aber auch einen Nachteil: 4 Karten 1:25:000 decken das Gebiet einer Karte 1:50:000 ab. Die Übersicht bei langen Wanderungen kann hier verloren gehen.

Der Maßstab 1:50:00 bietet eine gute Detailtreue mit einem großen Gebietsausschnitt. Schon zu Zeiten von Napoleon nutzte man Karten mit diesem Maßstab. Polizei, Rettungskräfte, die Bundeswehr und die Feuerwehr koordinieren damit auch Ihre Einsätze. Es sei denn, man muss einen Katastropheneinsatz in einer Großstadt planen. Angenommen, man muss wegen der Vogelgrippe einen Stadtbezirk absperren. Da machen Genauigkeiten den Unterschied ob 10.000 weitere Einwohner in Quarantäne kommen. Hier nutzt man die Detailtreue der Grundkarte mit dem Maßstab 1:5.000.
Für lange Wanderungen, die aus dem Kartenblatt 1:25.000 herausgehen, sollte man daher immer auch das Anschlusskartenblatt oder eine Karte mit einem kleineren Maßstab (hier 1:50.000) bei sich haben, schon wegen dem Überblick.

Generalisierung

Natürlich ist es nicht möglich bei kleiner werdenden Maßstäben (1:5.000, 1:50.000, 1:250.000) alle Details auf der Karte zu platzieren. Es wird in zunehmendem Maß generalisiert, d.h. es werden bedeutende und wichtige Objekte ausgewählt und in die Karte aufgenommen. Dabei entspricht die Längenverkleinerung 1:10 einer Flächenverkleinerung 1:100.

Beim Generalisieren können wichtige Objekte größer dargestellt werden (Straße), die Anzahl von Häusern einer Ortschaft werden von x auf 1 bis wenige reduziert, bestimmte Einsiedlerhöfe existieren nicht auf kleinmaßstäbigen Karten und Gebäude wie Burg, Ruine, Schloss oder Kirche werden durch Symbole generalisiert dargestellt.

Wir unterscheiden maßgebundenes vom freien Generalisieren. Das maßgebundene wird bis zu einem Maßstab 1:100 000 angewendet. Gleichartige Behandlung von gleichwertigen Objekten; Ähnlichkeit mit Urbild ist hierbei vorhanden.Das freie Generalisieren wird ab 1:200 000 praktiziert. Hier werden gleiche Objekte ungleich behandelt. Die Eindeutigkeit der kartographischen Aussage geht hierbei verloren.

Diese Karte habe ich in meiner Studienzeit gezeichnet. Sie hat mir viele wertvolle Stunden meines Lebens gekostet und ich war froh, als ich die Unterschrift des Assistenten unter der Kartografischen Übung hatte.
Es gibt 7 Elementarvorgänge beim Generalisieren:

  • Vereinfachen
  • Vergrößern
  • Verdrängen
  • Zusammenfassen
  • Auswählen
  • Typisieren
  • Betonen


Gliederung des Karteninhalts:

In einer Karte erkennen wir als Erstes die Signaturen. Wir unterscheiden punkthafte Signaturen (Orte), linienhafte Signaturen (Verkehrswege) und flächenhafte Signaturen (Seen, Waldflächen, Felder,...).

Sie können räumlich klar voneinander abgrenzen:
Die Situationsdarstellung ist eine Lagedarstellung aller topografischen Objekte mit gemeinsamen Merkmalen. Man bezeichnet dies als Diskreta. Als Beispiel nenne ich Gewässer oder auch Walddarstellungen. Eine geometrisch exakte Wiedergabe soll gewährleistet werden.

Mit Hilfe der Geländedarstellung werden durch Höhenlinien (Isolinien) die Höhenverhältnisse dargestellt. Diese müssen geometrisch einwandfrei sein und eine möglichst zutreffende Vorstellung der Objektfläche vermitteln. Die Aufnahme von Höhenlinien in einem schwierigen Gelände ist sehr mühselig und aufwendig. Es müssen sehr viele Einzelpunkte pro km² aufgenommen werden. Das frühere Höhen-Bezugssystem war die Berliner Sternwarte, heute der Amsterdamer Pegel bei Niedrigwasser.
Die Schrift ist ebenfalls ein Bestandteil des Karteninhalts.

Höhenlinien werden auch als Niveaulinien, Schichtlinien, Höhenlinien, Höhenkurven oder Isohypsen bezeichnet. Eine Höhenlinie ist eine gedachte Linie im Gelände, die benachbarte Punkte gleicher Höhe über einer Bezugsfläche miteinander verbindet.

Die Äquidistanz ist dabei nichts anders als der vertikale Abstand zwischen zwei Isohypsen. Je enger die Isohypsen aneinander liegen, desto steiler ist das Gelände.
Besonders im Mittelgebirge wird das deutlich. Die nebenstehende Kartographie ist so ein Beispiel für die Kartierung von Höhenlinien. Wo die Höhenlinien besonders eng beieinander liegen, ist es auch besonders steil. Nicht unbedingt der beste Wanderweg.

Wir unterscheiden Haupthöhenlinien von Hilfshöhenlinien. Eine Haupthöhenlinie (Zählkurve) wird durch eine breite Strichstärke hervorgehoben und durch eine Meterangabe gekennzeichnet; zur Erleichterung der Höhenfeststellung, z.B. jede 5. oder 10. Höhenlinie. Die Bezeichnung der Zählkurve ist stets zum Gipfel strebend zu lesen. Die Hilfshöhenlinien werden zwischen den Zählkurven platziert, um eine zusätzliche Aussage über Gelände zu erhalten. Wie steil oder flach steigt das Gelände an. Je kleiner der Zwischenraum zwischen den Höhenlinien, desto steiler das Gelände.

Nachteile der Höhenlinien:

Bei Höhenlinien muss man schon genau hinsehen. Zum Einen, in welcher Richtung die Zahlen für die Haupthöhenlinien notiert sind (lesbar bedeutet mit der Höhe geht es bergauf). Leider können Knicke wie Kanten nicht exakt dargestellt werden. Hier muss man schattieren. Je nach Maßstab werden viele kleine Einzelformen vernachlässigt und tauchen auf der Karte nicht mehr auf.
Ein sehr flaches Gelände ist der natürliche Feind der Höhenlinie. Hier kann man sich mit einzelnen Höhenpunkten behelfen. Dämme und Steinbrüche werden als Signatur dargestellt.

Höhenschichten, Farbskalen und Schummerung:

Höhenlinien sind bei kleinem Maßstab ungeeignet zur plastischen Wiedergabe des Reliefs. Man würde sich auch nicht mehr auskennen vor lauter Linien. Deshalb wird die Reliefdarstellung durch Höhenschichten, d.h. eine von zwei Höhenlinien begrenzte Fläche (Äquidistanz 200 - 250 m), entsprechend vorgegebener Farbskala und ausgewählten Höhenstufen ausgewählt. Dieses Verfahren ist besonders für Mittelgebirgslandschaften geeignet.
Die Flächentönung erfolgt in gleitenden Übergängen. Der Vorteil liegt auf der Hand. Wir erhalten eine erhöhte Plastizität und können die Karte weiterhin gut lesen. Die Schummerung wird oft in Verbindung mit den Höhenlinen verwendet. Natürlich lassen sich absolute Höhen nicht ablesen. Es wird nur ein räumlicher relativer Eindruck vermittelt. Man stelle sich das in etwas so vor:
Bei einer Böschung haben wir einen senkrechten Lichteinfall, hier wird nun nach dem Prinzip "geschummert" je steiler, desto dunkler. Diese Technik findet man besonders in alten Karten vor.

Ansonsten kommt die Lichtquelle aus Nord-West, das sogenannte Schräglichtschummern. Hier nach dem Prinzip: je schattiger, desto dunkler. Diese Karte hat meine gute Freundin Petra aus meiner Studienzeit gezeichnet. Gute Kontakte haben noch Niemandem geschadet.

Geländedarstellung durch Schraffen:

Der Vollständigkeit halber möchte ich auch noch das Schraffen ansprechen. Dies ist allerdings eine veraltete Form der Geländedarstellung.

Zum Beispiel das Böschungsschraffen. Hier werden Striche in der Richtung des stärksten Gefälles gezeichnet. Die Hangneigung kann man durch unterschiedliche Strichstärken und Zwischenräume darstellen. Auch hier ist aber die absolute Höhe, wie bei der Schummerung, nicht möglich. Im Hochgebirge erkennt man vor lauter Strichen keine Höhenverhältnisse mehr, auch kann man die Kämme und Grate nicht direkt erkennen.

Für alle, die diese Thematik vertiefen wollen empfehle ich folgenden Link:

http://mars.geographie.uni-halle.de/geovlexcms/golm/kartographie

GEOVLEX Online Lernmodule zu ausgewählten Aspekten und Grundlagen der Kartographie:


Grundlagen der Kartendarstellung
Kartenaufbau
Kartenmaßstab und Generalisierung,
Zeichenvorschriften Topographischer Karten

Herausgeber ist die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; das Institut für Geowissenschaften, Fachgebiet Thematische Kartographie und Geofernerkundung

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